Nostalgie

Selfie 2005 vs. Selfie 2019
Selfie 2005 vs. Selfie 2019

Wie Ihr vielleicht wisst, habe ich mich schon seit meiner frühesten Kindheit und Jugend für die dekorative Körperbemalung interessiert.

 

Mit 13 Jahren habe ich meinen Freundinnen erzählt, wie man wo genau Lidschatten aufträgt und sich Smokey Eyes mit einem tiefschwarzen Kajal schmiert. Meine älteste Freundin aus Kindertagen hat sich letztens daran erinnert, mir selbst war aber gar nicht bewusst, dass ich schon damals eine kleine Besserwisserin in Sachen Beauty war. Natürlich hatte ich zu dem Zeitpunkt meines Lebens noch nicht viel Ahnung vom Schminken, denn ich erwarb mein komplettes Wissen aus der Bravo Girl. Youtube existierte als Beauty-Plattform noch nicht.

 

Schwarze Kajalbalken unter dem Auge waren mein persönliches Markenzeichen. Ich fühlte mich mit schwarz umrandeten Augen rebellisch und unglaublich cool. In jeder Mittelstufe gibt es immer dieses eine Mädchen, das den Kajal-Look für sich gepachtet hat. Dieses Mädchen war ich!

 

Mit Vorliebe habe ich modetechnisch auch andere fragwürdige Sachen ausprobiert, wie zum Beispiel Nietenarmbänder um den Hals und unterschiedliche Converse-Chucks an den Füßen getragen. Wenn ich eine Tochter hätte und sie sich für die Schule so rausputzen würde, würde sich ein Mutter-Tochter-Dialog ungefähr so anhören:

 

Ich nehme Euch mit ins Jahr 2005.

„Was gibt das denn, wenn es fertig ist?“

„Das ist cool.“

„Ach so. Viel Spaß in der Schule, lass dich nicht ärgern!“

Grummel

 

Heute müssen meine Mama und ich ziemlich lachen, wenn wir daran denken, dass ich jeden Morgen das Haus mit zwei unterschiedlich gemusterten Schuhen verlassen habe.

Meine Eltern haben mich aber letzten Endes immer so machen lassen, wie ich wollte. Ihnen war immer wichtig, dass ich die Möglichkeit habe, mich zu entfalten und mich so zu geben, wie ich mich fühle. Dafür bin ich ihnen noch heute dankbar.

 

Als ich 14 war, war in einer Mädchenzeitschrift als Extra eine kleine Schminkpalette enthalten. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es sich hierbei um billigste Chemikalienschminke aus Fernost handelte, von der man wahrscheinlich langfristige gesundheitliche Schäden davontragen würde.

Eine sehr schöne Erinnerung für mich ist jene, als mir meine Mutter gezeigt hat, wie man das tiefrote, hochdeckende Cremerouge aus dieser Palette für Lippen und Wangen verwenden konnte, um frisch, aber nicht angemalt auszusehen. Sie hat sich die Farbe auf den Fingerspitzen verteilt und mir das Kirschrot sanft auf die Wangen getupft. Ich schaute in den Spiegel und es sah wirklich schön aus. Das war sozusagen mein allererster tragbarer Makeup-Look. Vielleicht sollte ich mal einen inspirierten Look zu dieser Erinnerung schminken. Dieser Moment bedeutet mir etwas.

 

Ebenfalls erinnere ich mich an meinen heißgeliebten knallpinken Rimmel-Lipgloss. Glossige Lippen waren bei Beyoncé, Mariah Carey und Co. ein Must-have. Wer wollte nicht so aussehen, wie seine Idole aus den Musikvideos?

Erzählenswert ist die eine Episode, in der mein „erster Freund“ (wir waren 3 Monate „zusammen“) sich heimlich bei seiner großen Schwester über meinen Lieblings-Lipgloss beschwert hatte: Zu knallig, zu klebrig, zu glitzernd. Er bat sie wohl darum, mir unauffällig Schminktipps zu geben. Ich schätze mal, dass er mich nicht verletzen wollte und mir deswegen nicht persönlich gesagt hatte, wie schrecklich er den „Look“ fand. Seine Schwester hat dann versucht, via ICQ-Chat einzuschreiten und mir durch die Blume ein paar schönheitsbezogene Ratschläge zu geben. Es war auf jeden Fall nett gemeint, aber ich blieb resistent für die Kritik, zog selbstbewusst mein Ding durch und trug den Lipgloss weiterhin. Wer mich näher kennt, weiß dass ich noch heute ein kleiner Dickkopf bin.

 

Teilweise lagen bis vor kurzem in meinen Schubladen noch alte Lipglosse aus meiner Schulzeit und uralte, zerdepperte Lidschattenpaletten ca. aus dem Jahre 2007 herum. Ich habe gar nicht mehr gewusst, dass ich die noch besitze.

Nach mehr als 10 Jahren habe ich in meiner Makeup-Sammlung viel zu viele Produkte angesammelt. Bevor ich die 2 Kilo Makeup weggeschmissen habe, habe ich mich natürlich beim Durchschauen an weitere Situationen aus meinem jungen Leben erinnert. Vieles brachte mich zum schmunzeln.

 

Zum Beispiel fiel mir eine kleine Lidschattenpalette von L'Oreal in die Hände mit einem schönen, satten Goldton, den ich an meinem ersten Partybesuch getragen habe. Damals war ich 17.

Mir sind viele lustige Party-Geschichten eingefallen. Einmal zum Beispiel habe ich mit einem guten Freund aus der Schule getanzt in der Disco und wir hatten viel Spaß an dem Abend. Während des Tanzes legte er plötzlich seine Hände um mein Gesicht, um mich zu küssen. Damit habe ich nicht gerechnet! Ich habe mich vor seinem Versuch, mich zu küssen, so erschreckt, dass ich schrill aufschrie, mit erhobenen Händen von der Tanzfläche rannte und mich anschließend wie ein Feigling versteckt habe. Im Nachhinein tut mir der Junge wirklich Leid. Es war auf keinen Fall böse gemeint von mir, aber so impulsiv und kopflos handeln Teenager meistens. Wir haben nie wieder darüber gesprochen. Die etwas peinliche Situation haben wir unter den Teppich gekehrt und wir waren auch in der weiteren Schulzeit gut miteinander befreundet. An dem besagten Tanzabend schaffte er es übrigens nach meinem Gefühlsausbruch, ein anderes Mädchen zu küssen.

 

Die Jugend ist eine aufregende Zeit. Man ist dabei, sich selbst zu finden. Was gibt es spannenderes als das? Die erste Clique, die ersten Partys, der erste Freund. Wenn man so jung ist, ist es aber auch wichtig, Fehler zu machen, die Konsequenzen zu erfahren und daraus für's Leben zu lernen. Da ist es oft schwer, einen kühlen Kopf zu bewahren.

 Ich habe mich oft als Teeny so gefühlt, als würde ich ungefragt in einer endlosen Achterbahn sitzen ohne Möglichkeit, auszusteigen.

 

Würde ich die Zeit noch einmal zurückdrehen wollen? Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit... Nicht.

Allerdings bin ich fest davon überzeugt, dass ich ohne die (moderelevanten, aber vor allem wichtigen, lebensverändernden) Entscheidungen von damals nicht die wäre, die ich heute bin.

Und dafür bin ich jeden Tag dankbar.

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