TFP - Time for Print

Seit ich Makeup zu meinem Beruf gemacht habe, arbeite ich mit vielen verschiedenen Menschen zusammen: Kunden, Film- und Video-Teams, Fotografen und Modellen.

Heute möchte ich etwas näher auf TFP-Projekte („time for print“ oder auch „time for picture“) eingehen.

 

TFP-Projekte entstehen durch den Zusammenschluss von Fotografen, Makeup Artisten und Modellen. Diese Projekte erfolgen ohne gegenseitige Bezahlung mit Geld. Die Arbeitsleistung jedes Einzelnen dient als Gegenleistung für den anderen.

Jeder Künstler ist permanent bemüht, ein facettenreiches Portfolio zu präsentieren und dieses so oft wie möglich zu erweitern. TFPs ermöglichen eine große Variation an Fotos mit verschiedenen Stilen und Gesichtern.

Meistens sind TFPs mit einem hohem Organisationsaufwand und der Nutzung von kostbarer Freizeit verbunden. Da die Teilnehmer oft aus ganz Deutschland anreisen, ist der Reiseplanung und die Terminfindung nicht immer einfach.

 

Wie läuft das alles ab?

Gemeinsam erstellen wir ein künstlerisches Gesamtkonzept für eine Fotostrecke zu einem speziellen Thema. Zum Beispiel könnte man die vier Jahreszeiten als Thema wählen, Stilepochen wie die Fünfziger-Jahre oder ein etwas freieres Thema wie „Melancholie“, was etwas philosophisch angehaucht ist. Auch möglich wäre die Ausarbeitung einer kompletten Fotostrecke in bestimmten Farbnuancen, zum Beispiel nur in Blautönen. Bei der Findung des passenden Themas sind wirklich keine Grenzen gesetzt.

 

Wir treffen uns an einem Ort, an dem gestylt wird. Hier besprechen wir die Einzelheiten für das Shooting, anschließend wird an einem ausgewählten Schauplatz fotografiert. Natürlich arbeitet man sich wie in jedem guten Team gegenseitig zu und hilft einander, wo man kann.

Als Makeup Artist erstelle ich den Makeup-Look passend zum Konzept und setze diesen am Modell um. Vorschläge und Inspirationen in Form von Bildern aus dem Netz sind immer erwünscht und helfen mir, die Richtung zu finden. Aber die künstlerische Freiheit nehme ich mir. Damit alles perfekt zu einem makellosen Gesamtbild verschmilzt, kümmere ich mich bei freien Projekten nicht nur um das Makeup, sondern mittlerweile auch um die Frisur des Modells.

Das Modell hat die Aufgabe, die Stimmung, den „Spirit“ des Themas physisch umzusetzen. Das Modell soll mit seiner Ausstrahlung und seinem Erscheinungsbild authentisch wirken und glänzt mit seinen darstellenden Skills ähnlich wie eine Schauspielerin in einem Film.

Bei den Modellen handelt es sich manchmal um Models von Modelagenturen, aber oft melden sich auch einfach „nur“ hübsche und interessante Frauen, die sich gerne selbstbewusst vor der Kamera zeigen. Nur weil es sich nicht um professionelle Models handelt, bedeutet dies nicht, dass das Posieren vor der Kamera nicht weniger gut ist. Es sind wahnsinnig tolle Frauen dabei.

Der Fotograf fängt die magischen Momente mit seiner Kamera ein. Es kommt hier auf die Stimmung und die Bildkomposition, verschiedene Winkel sowie ausdrucksstarke Fokussierungen an, die die ganzheitliche Gestaltung der Bilder bestimmen. Professionelle Fotografen haben das beste Gespür für das Gesamtwerk und sie bestimmen mit ihrem technischen Know-how und dem fotografisch geschulten Blick, wie man das Modell am besten - im wahrsten Sinne - in Szene setzt.

Wenn wir gemeinsam an einem Thema arbeiten, ist es immer sehr spannend, sich in den Look, das Setting und die Stimmung „hineinzufühlen“ und die ausgedachte Geschichte künstlerisch zu interpretieren.

 

Zum Schluss bekommt jeder der TFP-Teilnehmer die Fotos für seine eigenen Werbezwecke zur Verfügung gestellt. Natürlich darf auf den sozialen Medien und Internetseiten, auf denen die Fotos verbreitet werden, die Referenzierung aller Teilnehmer nicht fehlen. Die Nutzungsrechte stehen allen gleichermaßen zu.

 

Der Schlüssel für TFPs ist Eigeninitiative und vor allem Leidenschaft für seinen eigenen Bereich, aber notwendig ist auch die absolute Offenheit für die Bereiche der anderen Künstler. Man lernt auf diese Art die Arbeit von Modellen und Fotografen besser kennen und verstehen.

Die TFP-Projekte bieten mir persönlich eine gute Möglichkeit, mich als Makeup Artist und auch persönlich zu entwickeln.

Die Shootings haben bisher immer Spaß gemacht, denn man lernt neue Leute kennen und manchmal entstehen sogar nette Bekanntschaften.

Mit nur einem Shooting ist oftmals der Grundstein gelegt für weitere gemeinsame, tolle Projekte.

Wenn jeder eine gute Leistung abliefert, können mit vereinten Kräften hervorragende Ergebnisse herauskommen. Manche der Fotos könnten wirklich teuren Fotografiemagazinen entsprungen sein.

Das fertige Endergebnis macht mich stolz, denn man erkennt deutlich, dass unsere Arbeit Früchte trägt.

 

Ist es nicht ein traumhaftes Gefühl, seiner Fantasie freien Lauf zu lassen und sich künstlerisch ein bisschen auszutoben?

Genau das macht jedes TFP-Projekt zu einer Herzensangelegenheit.

 

Kim

 


Vielen Dank für die tolle Zusammenarbeit im vergangenen Spätsommer an die Fotografin Lou Fox und dem Modell Naima Warlo.

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